Werbe-Event für neue Olympiabewerbung

NOlympia Hamburg bekräftigt Kritik an IOC und DOSB

Unter dem Titel „Deine Stadt, dein Dialog“ fand heute (21.10.2023) in den Räumen der Handelskammer ein Werbe-Event für einen neuen Anlauf zu einer Hamburger Olympiabewerbung statt.

Keine zehn Jahre nachdem in München, acht Jahre nachdem auch in Hamburg die Menschen die Zumutung einer Olympiabewerbung ihrer Stadt klar zurückgewiesen haben, kommt der DOSB schon wieder mit einer Kampagne um die Ecke, diesmal als "verteilte" Bewerbung verschiedener Städte bzw. Regionen vorgeblich leichter verdaulich serviert. Schmackhaft gemacht und mit einer Art demokratischem Etikett versehen werden soll das Unterfangen mit einer Tour von „Beteiligungsforen“, vom DOSB wohl fast ausschließlich in den eigenen Kreisen beworben.

Organisiert werden diese Promoforen durch die bereits von der erfolgreich abgewendeten Olympia-Bewerbung für 2024 bekannte Agentur Proprojekt – schon hier besteht wenig Anlass, etwas anderes als das Rebranding des gleichen Produkts zu erwarten. In einem voll kontrollierten Setting mit durchgeplanter Präsentationschoreografie lässt sich kein offener Dialog führen.

NOlympia Hamburg sieht daher keinen Grund, sich für dieses Akzeptanzmanagement vereinnahmen zu lassen. Eine Einladung, uns mit unserer Expertise einzubringen haben ohnehin weder wir noch andere kritische Stimmen erhalten.

Die jetzt beworbene gemeinsame Bewerbung mehrerer Städte ändert nichts an der Tatsache, dass für Olympische Spiele eventuell nutzbare Sportstätten mit erheblichem Aufwand aus- und umgebaut werden müssten. Investitionen, für die es später kaum eine Verwendung geben wird, während die Mittel fehlen für die Schaffung und Instandsetzung von Sportstätten für den Breitensport. Es mangelt hierzulande nicht an der „Sportbegeisterung“, die Olympische Spiele vor der Haustür angeblich entfachen sollen – es mangelt den Begeisterten schlicht an Sportstätten. Anlagen, die auf die besonderen Bedürfnisse der sportlichen Weltelite unter olympischen Ausnahmebedingungen zugeschnitten sind, schaffen dies nicht.

Noch immer diktiert das IOC mit vorgefertigten Host-City-Verträgen nicht nur die Organisation der Spiele selbst, sondern auch das öffentliche Leben in den Städten - und das schon Jahre im Voraus. Nicht die Bedürfnisse der Menschen sind entscheidend, sondern die Profitinteressen des IOC und seiner Geschäftspartner. Die nach wie vor notwendigen Milliardeninvestitionen werden von der öffentlichen Hand getragen, von den Einnahmen der Spiele selbst kommt aber kaum etwas in den Städten an. Daran ändert auch eine gesplittete Bewerbung nichts, im Gegenteil, sie wirft neue Probleme bei der Verkehrsinfrastruktur und den Sicherheitskonzepten auf, über die der DOSB offenbar nicht einmal reden will. Olympia bleibt auch in der jetzt beworbenen, „neuen“ Form ein gigantisches Umverteilungsprojekt von öffentlichen Geldern in die Kassen einiger weniger Konzerne. Weiterhin zeitigt das Megaeevent die schädlichen Nebenwirkungen, die aus den vergangenen Jahren so sattsam bekannt sind.

Buzzwords wie „Nachhaltigkeit“ und „Transparenz“ ändern daran nichts. Dieses Greenwashing kennen wir schon seit Jahren: Die Hamburger Bewerbung für 2024 wurde so beworben, für Rio 2016 und Tokio 2020 wurden ähnliche Versprechungen gemacht. Beide Events waren geprägt von den üblichen Korruptionsskandalen, explodierenden Kosten und der Verdrängung von Stadtbewohnern. Auch in Paris zeichnet sich das gewohnte Bild bereits ab.

Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz und anders als es das Marketing von IOC und DOSB suggeriert, hat sich an den grundlegenden Strukturen und Problemen, die 2015 zur Ablehnung der Hamburger Bewerbung geführt haben, nichts Substanzielles geändert: Olympia ist nach wie vor gigantomanisch, teuer, intransparent und unökologisch.

Darüber können auch selbst gebastelte Nachhaltigkeitssiegel, inszenierte Beteiligungen und als neu vermarktete, noch intransparentere Bewerbungsverfahren nicht hinweg täuschen. Mit diesem IOC und seinem Präsidenten Thomas Bach sehen wir weder jetzt noch in Zukunft die Voraussetzungen erfüllt, unter denen eine Olympiabewerbung akzeptabel wäre.

NOlympia Hamburg, 21.10.2023

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NEIN wie gut war das!

Vor einem Jahr hat das Olympia-Referendum erfolgreich stattgefunden

Eine nachhaltige und smarte Bewerbung in einem demokratischen Land hätte es sein sollen, ein Olympia der kurzen Wege, eine Musterbewerbung ganz nach den neuen Kriterien der IOC-Agenda 2020. Aus der Traum – noch bevor die Spiele stattgefunden haben. Nein, hier geht es nicht um Hamburgs Olympiatraum, der zum Alptraum wurde, sondern um den Austragungsort der olympischen Sommerspiele 2020: Tokio. Dort steigen die Kosten dramatisch – von ursprünglich kalkulierten 6,4 auf aktuell geschätzte 27 Milliarden Euro. In Hamburg indes dürften ein Jahr nach dem Olympia-Referendum nicht wenige erleichtert sein, dass hier ein ähnliches Schicksal abgewählt wurde.

Die 51,6 % der stimmberechtigten Hamburger*innen, die am 29.11.2015 gegen die Bewerbung der Stadt für die Olympischen Sommerspiele 2024 votierten, dürfen sich heute bestätigt sehen. Manche unverdrossene Olympiabefürworter*innen jammern nach wie vor, dass dieses Mal in Hamburg aber wirklich alles anders gekommen wäre. Die Fakten sprechen dagegen. So bleibt die Hansestadt vollständig auf den bislang aufgelaufenen Kosten der Bewerbung hängen. Wieviel das ist, lässt sich immer noch nicht genau bestimmen, die Angaben schwanken zwischen knapp acht und über 12 Millionen Euro.Der Bund zahlt nichts, trotz anderweitiger Zusagen.

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Goodbye Olympia!
Hello Besseres Leben!

„Wer sich unter Zukunft und Fortschritt nur Großveranstaltungen vorstellen kann, leidet vor allem an einer mutlosen Phantasie. #nolympia“ (Mario Sixtus via Twitter am 30.11.2015)

 

Vor einer Woche wurden durch den Ausgang des Referendums die Olympia-Pläne Hamburgs für 2024 (und damit auch aller künftigen Avancen einer olympischen Bewerbung) faktisch beendet. Dieser Ausgang kam überraschend, auch für uns. Viele Olympia-Befürworter gaben sich zuvor äußerst siegessicher. Eine Woche später scheinen sich Senat, DOSB und die Wirtschaft noch nicht von diesem Schock erholt zu haben.

Wir dagegen sind sehr erfreut über den Ausgang des Referendums. Wir sind uns sicher, dass damit von der Stadt Hamburg großer Schaden abgewendet und ein finanzielles Abenteuer verhindert wurde. Wir maßen uns nicht an, dieses Ergebnis allein der Arbeit von NOlympia und den anderen Olympia-Gegner_innen (wie Grüne Jugend, fairspielen.de, Volksinitiative Stopp Olympia, BUND Hamburg, vieler anderer Initiativen und schließlich der Linkspartei) zu zuschreiben, aber wir haben unseren Teil dazu beigetragen: Unsere Recherchen, Veröffentlichungen, Diskussionen, Gespräche und Plakate haben kritische Argumente gegen das Konzept Olympia und die Hamburger Pläne in die Diskussion gebracht. Damit wurde ein Gegengewicht zum erdrückenden Feuer-und-Flamme-Medienrummel und zur oberflächlichen, faktenarmen Werbekampagne von Pro- Olympia gebildet. Unsere Argumente und unsere klares und eindeutiges NEIN zu den Olympia-Plänen hat viele Hamburger_innen motiviert, sich selbst ein Bild von den Plänen, ihrer Finanzierung auf der einen und den Risiken und Gefahren auf der anderen Seite zu machen.

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