Von faulen Eiern und falschen Versprechen

Nolympia Hamburg zur Entscheidung des IOCs für den Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2024

Am 13. September entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Lima über die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2024. Das Datum markiert auch den Tag, an dem die Hamburger Bewerbung für dieses Event – bei anderem Ausgang des Referendums am 29.11.2015 – endgültig beendet gewesen wäre. “Zwei bessere Gastgeberstädte sind kaum denkbar”, bewertet Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die verbliebenen Kandidaten Paris und Los Angeles (1). Angesicht des Rückzuges sämtlicher anderer Bewerberstädte – Boston, Hamburg, Rom und Budapest – und der massiven Zunahme der Kritik am Prinzip Olympia und dem Gebaren des IOC hat sich dessen Führung veranlasst gesehen, die Vergabe nicht nur für 2024, sondern auch gleich noch für 2028 zu entscheiden.

Die Position der Defensive, in der sich eine der einflussreichsten nicht-staatlichen Organisationen der Welt nun sieht, ist auch ein Erfolg der internationalen olympiakritischen Bewegungen, deren Teil NOlympia Hamburg ist. Der positive Ausgang des Referendums im November 2015 war ein Signal mit weit über Deutschland hinaus reichender Wirkung, markiert aber keineswegs den Endpunkt kritischen Nachdenkens über das IOC und sein Produkt – auch nicht in Hamburg.

Bereits die Bewerbungsphase um Olympische Spiele ist äußerst schädlich und kostenintensiv für die kandidierende Stadt. Noch im September 2015 verkündete der Chef der Bewerbungsgesellschaft Hamburg 2024, Nikolas Hill: „Die Bewerbungskosten haben wir bereits transparent benannt: 15 Mio. € zahlen die Hamburger, 10 Mio. € der Bund und 25 Mio. € kommen aus der deutschen Wirtschaft“. (2) Nach dem Referendum sah die Sache komplett anders aus. Die Olympia-Ausgaben allein für die erste Phase der Bewerbung belaufen sich auf geschätzten 15-20 Millionen. Davon zahlt die Bundesregierung nichts, weil Hamburg dies nicht per Vertrag fest gelegt hatte, die deutsche Wirtschaft war nie mit einem Scheckbuch gesehen und Hamburg bleibt zu 100% auf den Kosten sitzen. Was das windige Olympiaabenteuer die Hamburger/innen genau gekostet hat? Das ist – fast zwei Jahre nach dem NEIN der Bevölkerung – nicht klar. Trotz mehrfacher Nachfragen der LINKEN legt der Senat keine solide Abschlussrechnung vor. 

Klar ist, dass in Hamburg schon bei der Erstellung des BID-Books (gewissermaßen das offizielle Bewerbungsschreiben) die Kosten explodiert sind. Eine desaströse Bilanz für die, laut Bürgermeister Olaf Scholz, „am besten durchgerechnete Olympiabewerbung ever“. Boston, Hamburg, Rom und Budapest sind gerade noch rechtzeitig aus dieser Logik des Großen (Schmier-)Geldes ausgestiegen. Denn schon die relativ kurze Hamburger Bewerbung hat deutlich gemacht, wie sehr Olympia den Städten schon während der Bewerbungsphase schadet, über den oben aufgeführten unklaren Verbleib zahlreicher Millionen hinaus. Mit der Bewerbung – und auch das gilt für alle Städte – wird auch Politik gemacht, eine Politik des Sachzwangs und der Kapitallogik, bei der die Bedürfnisse und  Ansprüche der städtischen Bevölkerung mehr als sonst schon üblich auf der Strecke bleiben.

Nicht nur die direkten Kosten, die der Senat mit der Olympiabewerbung verpulvert hat, sind enorm: Besonders dicke faule Eier sind zum Beispiel die mit 4,5 Millionen überteuert in die Stadt geholte Box-WM (3) oder natürlich der G20-Gipfel  – beides Events, die einmal zur Förderung der „internationalen Bedeutung“ Hamburgs im Rahmen der Olympiabewerbung gedacht waren.

Fun Fact am Rande: Der mit seiner Olympiabewerbungsgesellschaft grandios gescheiterte und lange über die Bewerbungsphase hinaus von der Stadt gut bezahlte Nikolas Hill durfte im Rahmen des G20-Gipfels erneut tätig werden. Mit viel medialer Unterstützung organisierte Hill die regierungseigene Demonstrationssimulation „Hamburg zeigt Haltung“, die mit kaum 5.000 Teilnehmenden ein ähnlich peinliches Ergebnis wie die Olympiakampagne erzielte.

Nix Feuer, nix Flamme, dafür jede Menge verbrannte Erde – so könnte man die Olympiaambitionen des rot-grünen Senats bilanzierend zusammenfassen. Dennoch ist es Glück im Unglück, dass hier der Olympiawahnsinn relativ frühzeitig abgewählt wurde. Es gibt zahlreiche gute Gründe, warum Städte das IOC besser nicht zu sich einladen sollten. Einige davon haben wir von NOlympia Hamburg bereits ein Jahr nach dem Referendum in unserer Stellungnahme „Nein wie gut war das!“ beschrieben. (4) Auch im letzten Jahr hat die Sportfunktionärswelt neue Skandale produziert. Aktuell wird beispielsweise gegen den Chef des Organisationskomitees der Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro, Carlos Arthur Nuzman, ermittelt. Er soll die Stimmen von afrikanischen IOC-Mitgliedern gekauft haben, damit diese Rio den Zuschlag geben (5). Dass die Hamburger Box WM rund 25 Millionen Euro Miese gemacht haben soll, wird ebenfalls teilweise auf Korruption zurück geführt.(6) Ohne dubiose Geschäfte keine Spiele, scheint eine Grundregel zu sein. Keine Spiele ohne Doping eine weitere, wie nicht nur das vom IOC protegierte russische Staatsdoping zeigt.(7) Und die Liste ließe sich beliebig fortführen.

Unsere Solidarität geht daher an die olympia-kritischen Initiativen in Paris und Los Angeles, die trotz schwieriger Bedingungen weiter dafür kämpfen, ihre Städte und deren Bewohner*innen vor den negativen Folgen des Großereignisses zu bewahren. Sie gilt selbstverständlich auch jenen Gruppen im Ruhrgebiet und in anderen deutschen Städten, die sich gegen die dort aufkommende dumme Idee einer künftigen Olympiabewerbung engagieren.

Die Erfahrungen von Hamburg mit der Bewerbung, von London, Rio und demnächst Tokio – das bereits jetzt sein Olympisches Desaster erlebt – sollten eigentlich allen Menschen (außer den ganz wenigen Profiteuren) klar vor Augen führen, dass von so hochgradig vergifteten Brot&Spielen besser die Finger zu lassen sind.

(1) »„Hamburg hat aus dem Scheitern Kraft geschöpft“« Michael Vesper im Hamburger Abendblatt, 26.08.2017

(2) »Die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg machen wirklich (k)einen Sinn« Urbanshit, 29.09.2015

(3) »Was von Olympia in Hamburg übrig blieb« Hamburger Abendblatt, 25.08.2017

(4) »“NEIN wie gut war das!« NOLympia Hamburg, 28.11.2016

(5) »Operation „Schmutziges Spiel“«, Süddeutsche Zeitung, 06.09.2017

(6) »Bach macht Bogen um Box-WM in Hamburg« NDR, 25.08.2017

(7) »Ungeheuerlicher Ablasshandel zwischen Putin und dem IOC« Süddeutsche Zeitung, 10.08.2017

NEIN wie gut war das!

Vor einem Jahr hat das Olympia-Referendum erfolgreich stattgefunden

Eine nachhaltige und smarte Bewerbung in einem demokratischen Land hätte es sein sollen, ein Olympia der kurzen Wege, eine Musterbewerbung ganz nach den neuen Kriterien der IOC-Agenda 2020. Aus der Traum – noch bevor die Spiele stattgefunden haben. Nein, hier geht es nicht um Hamburgs Olympiatraum, der zum Alptraum wurde, sondern um den Austragungsort der olympischen Sommerspiele 2020: Tokio. Dort steigen die Kosten dramatisch – von ursprünglich kalkulierten 6,4 auf aktuell geschätzte 27 Milliarden Euro. In Hamburg indes dürften ein Jahr nach dem Olympia-Referendum nicht wenige erleichtert sein, dass hier ein ähnliches Schicksal abgewählt wurde.

Die 51,6 % der stimmberechtigten Hamburger*innen, die am 29.11.2015 gegen die Bewerbung der Stadt für die Olympischen Sommerspiele 2024 votierten, dürfen sich heute bestätigt sehen. Manche unverdrossene Olympiabefürworter*innen jammern nach wie vor, dass dieses Mal in Hamburg aber wirklich alles anders gekommen wäre. Die Fakten sprechen dagegen. So bleibt die Hansestadt vollständig auf den bislang aufgelaufenen Kosten der Bewerbung hängen. Wieviel das ist, lässt sich immer noch nicht genau bestimmen, die Angaben schwanken zwischen knapp acht und über 12 Millionen Euro.[*1] Der Bund zahlt nichts, trotz anderweitiger Zusagen.

Wie schon bei anderen Großprojekten hat Hamburg schlecht verhandelt. Verbindliche Zahlungszusagen – z.B. im Gesellschaftervertrag der Bewerbungsgesellschaft – hat nur die Stadt gemacht. So konnte die Bundesregierung sich aus formalen Gründen aus der Zahlung bereits bereitgestellter Beträge rauswinden. Nach wie vor ist die Bewerbungsgesellschaft nicht komplett abgewickelt. Wie lange die Liquidation noch dauern wird, ist nicht absehbar. Laut Senatsaussage verschlingt das allein an monatlichen Personalkosten einen Betrag, der bei dem Doppelten von dem liegt, was NOlympia für die gesamte Kampagne zur Verfügung stand.

Die Gesamtsumme liegt inzwischen schon im Bereich dessen, was die Stadt insgesamt als Kosten für den gesamten Bewerbungsprozess bis September 2017 genannt hatte und dies ist nur ein Beispiel dafür, wie begrenzt die Haltbarkeit von Zahlen und Absprachen in Bezug auf Olympia-Bewerbungen ist. Auch in London – so berichtete das Handelsblatt kürzlich – sind die Kosten für den notwendigen Umbau des Olympiastadions nochmal um 100 Millionen Euro gestiegen – ein weiteres Erbe der Sommerspiele 2012.

Die Doping- und Korruptionsspiele von Rio zeigen den wahren Geist des IOC

Ein Blick zurück ein Jahr nach dem Referendum ist auch ein Blick zurück auf die Olympischen Sommerspiele von Rio. Nur wenige Monte nach dem Hamburger Nein hat das IOC alles daran gesetzt, zu demonstrieren, dass sämtliche Bedenken ihm gegenüber mehr als gerechtfertigt sind. In Hamburg hieß es während der Bewerbungsphase von den Befürworter*innen allenthalben, die “Reformagenda 2020” sei der Beweis dafür, dass die Herren der Ringe sich ändern wollten. Doch die Sommerspiele in Rio sind nur knapp am Totaldesaster vorbeigeschrammt.

Viele Medien machten vor allem die schwierige wirtschaftliche Lage und die politische Situation des Landes dafür verantwortlich. Der Hauptgrund ist jedoch die nicht mehr zu verleugnende Reformunfähigkeit und -unwilligkeit des IOC. Da wäre zum Beispiel der zwischen Ignoranz und Arroganz changierende Umgang mit den Erkenntnissen der WADA zu nennen – sowohl zum exemplarischen Dopingfall Russland als auch zu den Spielen in Rio selbst. Oder die Dreistigkeit, mit der der Ticketkorruptionsskandal herunter gespielt wurde, in dem immerhin eine Führungsfigur des IOC, der damalige Vorsitzende des Europäischen Olympischen Komitees Pat Hickey, eine zentrale Rolle spielte.

Die Paralympischen Spiele waren von heftigen Mittelkürzungen betroffen, mit dem sie die Verluste von Rio 2016 kompensieren mussten. Zuvor hatte das Paralympische Komitee den Ausschluss Russlands wegen der Dopingaffäre beschlossen und das IOC damit offenkundig verärgert. In der Stadt selbst waren und sind die üblichen Begleiterscheinungen zu spüren: Verdrängung unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen, Kostensteigerungen, Umverteilung öffentlicher Gelder in private Kassen, Repressionsmaßnahmen.

Schon vor der Eröffnung der Spiele titelte das Online-Business-News-Magazin Quartz: “Die Olympischen Spiele erlauben es Demokratien, sich wie Diktaturen zu verhalten”. Trotz allem sprechen IOC-Funktionäre – ebenso wie ihnen verbundene Medien – von einem Erfolg. Aus Sicht von Bach und Konsorten mag das sogar stimmen: Die Bilder waren glamourös, und sie haben gut verdient. Den Preis zahlen wie gehabt andere. Da das offenbar auch ohne Reformen ganz gut funktioniert, ist die vor kurzem noch vielbeschworene Agenda 2020 schon wieder Schnee von gestern: In Rio hat Bach die unverbindliche Absichtserklärung nicht mal mehr erwähnt.

Olympia abzuwählen, war eine gute und weitsichtige Entscheidung

Auf der Ebene des hiesigen Sportfunktionärstums, beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), sieht es kaum besser aus. Erst kürzlich bescheinigten die Unternehmensberater von Ernst&Young dem DOSB Intransparenz und massive strukturelle und finanzielle Defizite. Kein einziger Funktionär musste bisher aufgrund der gescheiterten Olympiabewerbungen von Hamburg und München bisher seinen Hut nehmen.

Selbstkritik? Fehlanzeige! Ein Jahr nach dem Olympia-Aus von Hamburg übt sich die DOSB-Führungsebene weiterhin in selbstmitleidiger Wählerbeschimpfung und sieht sich als Opfer äußerer Einflüsse. Die korrupte Fifa, der Terror von Paris, die Flüchtlinge oder wahlweise die Unsportlichkeit der Bürger*innen – Deutschland sei eben einfach nicht olympiatauglich, so das larmoyante Fazit des DOSB-Vorstandchefs Alfons Hörmann.

Hamburger Olympiabefürworter*innen hingegen sind vor allem mit einem beschäftigt: Sich nicht weiter mit den tatsächlichen Ursachen ihrer Niederlage beschäftigen zu müssen. Schnell wurde zur Tagesordnung übergegangen ohne ein Moment der kritischen Reflexion. Dabei gäbe es viel aufzuarbeiten. „Weil Hamburg nur gewinnen kann“ lautete der Slogan der inhaltsleeren und einseitig auf Emotionen setzende Kampagne der Olympia-Pusher. Über 2 Millionen Euro sind allein in den Werbeetat geflossen. Flankiert wurde diese Hurra-Stimmung von einer mächtigen Lobby aus Politik, Medien und Wirtschaft.

Ein detaillierter Blick auf die Abstimmungsergebnisse in den einzelnen Stadtteilen zeigt hingegen, dass vor allem diejenigen gegen die Olympiabewerbung gestimmt hatten, die über wenig Geld verfügen und die direkt von dem Großevent betroffen gewesen wären. Das Nein der Mehrheit der Bürger*innen ist somit ein klares Nein zu einer Stadtpolitik, die auf Eventisierung und Großprojekte setzt. Viele Hamburgerinnen und Hamburger haben sich geweigert, dem Senat einen Blankoscheck für Olympische Spiele auszustellen und damit eine Politik zu legitimieren, die auf eine Umverteilung öffentlicher Gelder zugunsten einiger Konzerne hinausläuft. Es wären die Steuerzahlenden in Hamburg und ganz Deutschland gewesen, die das komplette Finanzierungsriskio des Spektakels und seiner Auswirkungen auf die Stadtentwickung zu tragen gehabt hätten.

Das Nein zu Hamburg2024 ist ein Nein zum Ausverkauf der Stadt

Bei unseren zahlreichen Veranstaltungen im Vorfeld des Referendums haben wir viele Menschen getroffen, die die Hochglanz-Olympia-Vision des Senats nicht teilten und dafür gute Gründe hatten. Viele haben die Versprechen rund um Brot & Spiele schlicht nicht geglaubt: Alle profitieren, aber niemand zahlt – wo gibt’s denn das? Das Nein zu Olympia war ein wohl überlegtes Nein. Viele Bürgerinnen und Bürger können sich schon jetzt die Mieten und den Unterhalt in dieser Stadt kaum leisten. Im Zuge von Olympia befürchteten sie einen weiteren Anstieg der Lebenshaltungskosten – auch aufgrund der Erfahrungen in anderen Städten.

Die Aussicht auf eine zweite Hafencity auf dem Kleinen Grasbrook mit überdimensionierten Stadien und teuren Eigentumswohnungen (neben ein paar für 15 Jahre günstigeren Wohnungen) wurde mehr als Bedrohung denn als Verheißung empfunden. Solange dem rot-grünen Senat keine besseren Ideen zur Lösung sozialer Probleme einfallen als unwirksame Mietpreisbremsen und Drittelmixe, die den Nettoverlust an bezahlbarem Wohnraum nicht annähernd auffangen können, müssen Werbekampagnen für derartige Großprojekte am Realitätssinn der betroffenen Bevölkerung scheitern: Das Sein bestimmt das Nein.

NOlympia Hamburg ist angetreten mit der Forderung nach „Etwas Besserem als Olympia“. In unserer Resolution vom Frühjahr 2015 haben wir Ecksteine gesetzt, die nach wie vor aktuell sind. Wir sprechen uns für eine zeitgemäße und moderne Stadtentwicklung aus: Bottom-Up, ergebnisoffen und mit wirklicher Beteiligung aller, die durch Planungen tangiert werden. Eine Stadtentwicklung, die auf die Bedürfnisse der Menschen setzt und nicht auf Konzerne und Großinvestoren, die mit fragwürdigen Großprojekten und substanzlosen Marketingstrategien in die Stadt gelockt werden sollen. Wir setzen uns für die Stärkung des Schul- und Breitensports ein: inklusiv, für alle verfüg- und bezahlbar als öffentliche Aufgabe dauerhaft in öffentlicher Hand.

Ein Jahr nach dem geglückten Olympiareferendum gibt es nach wie vor viel zu tun. Die Blaupausen für die neue, an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Stadt sind längst in Arbeit. Viele, die bei NOlympia Hamburg aktiv waren, engagieren sich weiter in den verschiedensten sozialen, künstlerischen und politischen Zusammenhängen für ein besseres Leben für alle Menschen in Hamburg. Lasst uns gemeinsam eine weltoffene, soziale, inklusive Stadt entwickeln und verwirklichen. Olympia ist das Letzte, was wir dafür brauchen.

 

*1: Meldungen zufolge beträgt die Summe offiziell 12,6 Millionen Euro.
Laut einer Pressemitteilung der “Linken”, die sich auf offizielle Auskünfte des Senats auf Fragen der Fraktion bezieht, sind für die Bewerbung inzwischen Kosten von 22 Millionen Euro aufgelaufen.

London 2012, Rio 2016, Tokio 2020 – Olympia ist schädlich für jede Stadt

Statement von NOlympia Hamburg zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro

Dieser Text ist zuerst auf dem Blog olympia2016.noblogs.org – „Spiele der Ausgrenzung“  erschienen, das kritisch über die Olympischen Spiele in Rio und die Folgen für die Bevölkerung berichtet.

Japanese version available on hangorin.tumblr.com – Thanks to Hangorin no kai in Tokyo!

Mit dem Ausgang des Referendums im Dezember 2015 in Hamburg haben sich in den letzten Jahren neun Städte bzw. Regionen in Nordamerika und Europa gegen eine Olympiabewerbung entschieden: Schon zuvor hatten Kraków, Oslo, die Region Graubünden, München, Boston und Toronto eine Bewerbung abgelehnt, zum Teil als Ergebnis eines Volksentscheids, zum Teil aufgrund starker Vorbehalte in der Bevölkerung, die die jeweilige Administration zwang, ihre Bewerbungs-Aktivitäten einzustellen. Diese Reihe setzt sich weiter fort: Zuletzt hatte Barcelona auf eine erneute Bewerbung verzichtet, nach der Wahl einer neuen Bürgermeisterin steht die Bewerbung Roms für die Spiele 2024 zur Diskussion.

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NEIN-Sagen ist manchmal die bessere Antwort

Uns Olympia-Gegner_innen wird hier und da vorgeworfen, dass wir so negativ wären oder dass wir zu sehr zwischen JA und NEIN polarisieren würden. Wir fühlen uns für etwas Offensichtliches ertappt. Denn unser Name „NOlympia“ steht für ein entschiedenes und eindeutiges Nein zu Olympia.

Von der Pro-Seite wird den Menschen alles Mögliche versprochen, meist mit wenig Substanz und unklarer Finanzierung, aber immer mit viel Phantasie. Es gibt Menschen, die hoffen, dass aus diesen computeranimierten Zukunftsvisionen etwas wird, dass Olympia Hamburg nutzt – und damit ihnen selbst. Und diese Menschen sagen dann auch, dass die Gegner ihnen diesen Traum nur kaputt machen wollen.

NOlympia gibt es schlicht und einfach nur aus einen Grund: Weil wir die Olympia-Pläne von Senat und Handelskammer für ziemlich gefährlich und nachhaltig schädlich für Hamburg halten. Wir glauben auch nicht, dass ein grüner, sportiver oder sozialer Tarnanstrich diese negativen Effekte abmildern kann. Schließlich erlaubt die Zuspitzung auf die Frage im Referendum nur zwei mögliche Antworten: Ja oder Nein. Wir haben uns aus guten Gründen für das NEIN entschieden. Wir sehen das Dagegen-Sein allerdings auch deswegen nicht als Problem, weil wir wissen, dass es weitaus bessere Träume gibt, die am ehesten eine Chance haben, wenn wir diesen einen bösen Traum von olympischen Spielen verhindern. NEIN-Sagen ist manchmal die bessere Antwort weiterlesen

Die Spiele sind ein unkalkulierbares finanzielles Risiko

 

Trotz der ganzen Prosa in den letzten Monaten („Die am besten durchgerechnete Bewerbung ever): Die Planung und Durchführung olympischer Spiele bedeutet für die gastgebende Stadt (Hostcity) ein extrem hohes finanzielles Wagnis mit geringen Aussichten auf wirtschaftlichen Erfolg.

An diesem Punkt macht es auch keinen Unterschied, ob der Bund 6,2 Mrd. Euro vielleicht doch übernimmt oder nicht (im Moment steht das in den Sternen). Die Hansestadt Hamburg wird in jedem Fall das finanzielle Risiko für das Unternehmen olympische Spiele tragen. Die Spiele sind ein unkalkulierbares finanzielles Risiko weiterlesen

Das IOC hat es nicht so mit Menschenrechten

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Die European Games 2015 wurden von Aserbaidschan ausgerichtet. European Games, noch nie gehört? Kein Wunder, diese Miniausgabe der olympischen Spiele gibt es erst seit diesem Jahr. Veranstaltet werden sie vom Europäischen Olympischen Komitee. Gastgebende Stadt war Baku, Hauptstadt von Aserbaidschan. Dieses Land hat einen denkbar schlechten Ruf was Menschenrechte betrifft. Bei der Pressefreiheit belegt das Land einer der untersten Plätze weltweit, stellen die Reporter ohne Grenzen fest (PDF)

Die ILGA Europe (International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans & Intersex Association Europe) gibt regelmäßig die Rainbow Map heraus, in der die Beachtung der Menschenrechte von Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle (LGBTI) für Europa bewertet wird. Aserbaidschan liegt 2015 im zweiten Jahr in Folge auf dem letzten Platz. Das IOC hat es nicht so mit Menschenrechten weiterlesen

Olympia heißt steigende Mieten

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Eine Behauptung wird nicht dadurch wahr, dass man sie oft genug wiederholt. So ist es auch bei der Behauptung, die Wohnungen, die als „Erbe“ der Olympischen Spiele auf dem Kleinen Grasbrook entstehen, würden den Druck vom Wohnungsmarkt nehmen. Der Senat plant, bis 2040 auf dem Kleinen Grasbrook einen Stadtteil mit bis zu 8.000 Wohnungen zu bauen, ein Drittel davon gefördert und damit „bezahlbar“. Nur mit Olympia ließen sich die Gelder akquirieren, die gebraucht würden, um das derzeit von Hafenbetrieben genutzte innerstädtische Gebiet mit Wohnhäusern bebauen zu können.

Dies wird den Bewohner/innen in den Bewerberstädten für Olympische Spiele immer wieder so oder so ähnlich versprochen. Es gibt allerdings etliche Gründe, warum – trotz neu entstehender Wohnungen für das Olympische Dorf – Olympische Spiele die Mieten weiter nach oben treiben, und warum das Hamburger Konzept da keine Ausnahme machen wird. Überall, wo in den letzten 25 Jahren Olympische Sommerspiele stattgefunden haben, war dies mit drastisch steigenden Mieten und beschleunigter Gentrifizierung verbunden – so in Barcelona, wo die Mieten in der gesamten Stadt zwischen 1986 und 1993 um ganze 145% gestiegen sind oder in London, wo die Stadtviertel in der Umgebung der Austragungsstätten mittlerweile die Gebiete mit den am schnellsten steigenden Mieten und Immobilienpreisen in ganz London sind. Olympia heißt steigende Mieten weiterlesen

Nachhaltigkeit mit dem IOC – ein Ding der Unmöglichkeit

Nachhaltigkeit mit dem IOC – ein Ding der Unmöglichkeit

Es ist schlicht unmöglich, nachhaltige Spiele mit den Vorstellungen und Vorgaben des IOC durchzuführen. Auch wenn seit einigen Olympiaden Nachhaltigkeit als Standardziel für sportliche Großereignisse ausgegeben wird (etwa für Sydney oder London), ist dies nicht mehr als Augenwischerei, solange das IOC darauf beharrt, die Spiele in lediglich einer einzelnen Stadt stattfinden zu lassen, welche nicht über die dafür benötigten Wettkampfstätten verfügt.

Wenn diese extra für die Spiele gebaut werden müssen und danach nicht mehr sinnvoll verwendet werden können, kann kein Planer der Welt die gigantische und unnötige Ressourcenverschwendung verhindern, die daraus folgt. Auch für Hamburg sind solche Stadien mit Kurzzeitverwendung geplant. Ein paar Beispiele: Olympiastadion (60.000 Plätze, 640 Mio. €), Schwimmhalle(15.000 Plätze, 300 Mio. €), die Radrennbahn (5.000 Plätze) und der Wassersportpark (12.000 Plätze). Nachhaltigkeit mit dem IOC – ein Ding der Unmöglichkeit weiterlesen

IOC-Reförmchen mit süßer Brause

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Bescheiden, transparent, nachhaltig – mit diesen Schlagworten bewerben Hamburgs Olympia-Planer ihr Konzept für die Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2024. Sie berufen sich dabei auf die “Agenda 2020” des IOC, die solche Werte nicht nur ermögliche, sondern sogar fordere.
Tatsächlich wurde diese sogenannte Reformagenda im Dezember 2014 auf der IOC-Sitzung in Monaco verabschiedet, als Reaktion auf die Absagen aus München und Oslo. Beide Städte hatten ihre Bewerbung für die Winterspiele 2022 aufgrund von Bedenken und Kritik an der bisherigen intransparenten und für die Städte unzumutbaren Praxis des IOC zurückgezogen – München nach einem Bürgerentscheid. IOC-Reförmchen mit süßer Brause weiterlesen