IOC-Reförmchen mit süßer Brause

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Bescheiden, transparent, nachhaltig – mit diesen Schlagworten bewerben Hamburgs Olympia-Planer ihr Konzept für die Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2024. Sie berufen sich dabei auf die “Agenda 2020” des IOC, die solche Werte nicht nur ermögliche, sondern sogar fordere.
Tatsächlich wurde diese sogenannte Reformagenda im Dezember 2014 auf der IOC-Sitzung in Monaco verabschiedet, als Reaktion auf die Absagen aus München und Oslo. Beide Städte hatten ihre Bewerbung für die Winterspiele 2022 aufgrund von Bedenken und Kritik an der bisherigen intransparenten und für die Städte unzumutbaren Praxis des IOC zurückgezogen – München nach einem Bürgerentscheid.
Die Agenda besteht aus einem Sammelsurium von 40 Empfehlungen, mit denen das IOC teils an seine Partnerorganisationen, teils an die Bewerberstädte und teils an sich selbst appelliert, gewisse Standards einzuhalten. Dabei muten diese Empfehlungen teils recht anachronistisch an, wenn etwa nahe gelegt wird, Bewerbungen in digitaler Form und nicht gedruckt abzugeben. Oder es werden Selbstverständlichkeiten eingefordert wie Gleichberechtigte Teilnahme von Frauen oder die Vermeidung von Diskrimierung aufgrund von sexueller Orientierung.
Bei den 40 Agenda-Klauseln handelt es sich zudem um bloße Empfehlungen. Weiterhin verbindlich – und, Äußerungen der Hamburger Senatskanzlei zufolge, nicht verhandelbar – bleiben die Regelungen des Gastgeberstadtvertrages (HCC)  samt seiner verschiedenen Bestandteile. Im HCC sowie den Operational Requirements nebst Anhängen und der Olympischen Charta  – zusammen mehr als 400 Seiten – werden die Anforderungen des IOC detailliert beschrieben. Dabei hat sich, der Agenda 2020 zum Trotz, der Inhalt des Vertrages gegenüber älteren Versionen nicht signifikant geändert, urteilt der Hamburger Landesrechnungshof (laut Wortprotokoll der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Sport und Olympia vom 09.10.2015, S. 10/11).
Auch die Formulierungen der Agenda 2020 selbst sind mehr als ernüchternd, wenn etwa gleich in Empfehlung 1 die gewünschte Transparenz gleich wieder revidiert wird, indem die Vertraulichkeit bestimmter Vertragsbestandteile ausdrücklich gewünscht wird – mit Bezug auf die Interessen Dritter.

Mit diesen Dritten dürften nicht zuletzt die TOP-Sponsoren des IOC gemeint sein, mit denen es teilweise seit Jahrzehnten eine enge Zusammenarbeit pflegt und deren Engagement im Rahmen der Agenda 2020 sogar noch ausgebaut werden soll. TOP steht in diesem Zusammenhang für “The Olympic Partners.” Zu diesem Kreis gehören derzeit 12 internationale Konzerne: Atos, Bridgestone, Coca-Cola, Dow, General Electric, McDonald’s, Omega, Panasonic, Procter&Gamble, Samsung, Visa und – als neuestes Familienmitglied – Toyota.
Wie die Zusammenarbeit konkret aussehen soll, berichtet das Branchenmagazin “inside the games”: Die Sponsoren sollen ihre teilweise langjährigen Erfahrung in der Begleitung Olympischer Spiele den Bewerberstädte in Form einer Beratung während des Bewerbungsprozesses zur Verfügung stellen. Die Bedeutung der Olympia-Bewerbung für die Stadtentwicklung ist enorm, wie immer wieder betont wird. In welche Richtung wird diese Entwicklung gehen, wenn sie von vornherein von Coca Cola, McDonald’s oder Toyota mitbestimmt wird?

Insgesamt besteht wenig Anlass, die Agenda 2020 für einen Garant gänzlich anderer Spiele zu halten, so wie sie Hamburg derzeit bewirbt. Das WDR-Magazin Sport inside jedenfalls urteilt, es handele sich bei der “Reform-Agenda” um nichts weiter als ein “Kalkül zur Ausweitung des Geschäftsbereichs.

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